Spricht man vom Blutegel, hört man meist dasselbe: glitschig, schwarz, blutrünstig, einfach eklig. Aber, wie so oft bei Vorurteilen: sie stimmen so nicht! Blutegel sind farbig, elegante Schwimmer, ungefährlich und gar nicht eklig.
Und sie helfen – so gut, dass seit vielen Jahrtausenden Menschen und Tiere sich ihre Heilkünste zu Nutze machen. Tiere wissen instinktiv um die Heilkraft der Egel. So gehen z.B. Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Pferde mit Gelenkproblemen ganz gezielt in Gewässer, in denen Blutegel leben, und warten geduldig, bis die kleinen Helfer sich ihre winzige Mahlzeit holen und zum Dank helfende Sekrete im Körper des Patienten hinterlassen.
Blutegel sind bei vielen Beschwerden sehr wirkungsvoll und nahezu frei von Nebenwirkungen. Mögliche Nebenwirkungen sind leichter Juckreiz und Rötung der Haut an der Bissstelle. Insgesamt steht uns mit dem Blutegel ein extrem verträgliches Mittel mit nachgewiesener und lang anhaltender Wirkung zur Verfügung.
Die Blutegel erleben seit den 80er Jahren eine Renaissance in der Heilkunst. Die moderne Biochemie hat eine Reihe von Wirksubstanzen und deren Wirkmechanismen im Blutegelspeichel aufgeklärt. Einer dieser Wirkstoffe, das Hirudin, ist ein weltweit anerkanntes Arzneimittel, das bei verschiedenen Blutgerinnungsstörungen verwendet wird.
Wissenschaft und Pharmaindustrie haben seit langem erkannt, welch wunderbaren Wirkstoffcocktail die Evolution mit dem Blutegelspeichel hervorgebracht hat, der in geradezu „genialer” Weise in die komplizierte Gerinnungskaskade des Blutes eingreift, Thromben auflöst, Durchblutung und Lymphfluss fördert und eine entzündungshemmende sowie schmerzreduzierende Wirkung aufweist. Der Blutegel ist somit eine biologische Apotheke mit einer Reihe von Wirkstoffen, die auch in Arzneimitteln der Schulmedizin zu finden sind. Die natürliche Wirkstoffkombination des Blutegels ist jedoch einzigartig.
Der Blutegel ist ein einzigartiges Tier und Heilmittel, das schon seit einigen Jahren vom Gesetzgeber als Fertigarzneimittel eingestuft wird, ein deutlicher Hinweis auf seine Wirksamkeit.
Eine Behandlung dauert meist zwischen 60 und 90 Minuten. Abhängig von der jeweiligen Indikation, ist eine einmalige Sitzung ausreichend.
Zu Behandlungsbeginn wird der Blutegel an der entsprechenden Stelle angesetzt, saugt sich fest und bringt seine Kalkzähnchen vorsichtig in die Haut ein.
Dieser Vorgang ist weitgehend schmerzfrei, da der Blutegel hierbei schmerzlindernde Stoffe abgibt. Im weiteren Verlauf leitet der Blutegel die Wirkstoffe beim Saugen in das Gewebe ein und fällt anschließend von alleine ab. Die kleine Bisswunde wird (durch den Wirkstoff Calin) 8 bis 12 Stunden offen gehalten und blutet leicht nach. In dieser Zeit muss die Wunde gut mit saugfähigem Verbandsmaterial abgedeckt sein.
Die Blutegeltherapie hat sich seit Jahrhunderten als Naturheilverfahren etabliert und steht inzwischen als moderne Behandlung mit breitem Wirkspektrum und guter Verträglichkeit zur Verfügung! Der gewünschte Therapie-Effekt tritt oft unmittelbar nach der Behandlung ein und hält häufig monatelang.